Zum Tode von Ernst Rothe
Musik war sein Leben – in Gedenken an Ernst Rothe
Wir nehmen Abschied von Ernst Rothe, einem außergewöhnlichen Menschen, dessen Lebensweg und berufliche Laufbahn tief in der Musik und in der Welt der Tonmeisterei verwurzelt waren. Geboren am 28. März 1931 in Berlin, begann Ernst Rothe dort sein Musikstudium, bevor er seinen akademischen und beruflichen Fokus nach Detmold verlagerte, um Tonmeister zu studieren. Diese frühe Entscheidung legte den Grundstein für eine beeindruckende Karriere, die ihn über die Grenzen seiner Heimat hinausführen sollte.
Sein beruflicher Weg führte ihn zurück nach Berlin, wo er bei der EMI Electrola in der Klassikproduktion begann. Sein Talent und seine Leidenschaft für Musik machten ihn schnell zu einem geschätzten Mitglied des Teams. Von Berlin aus wurde er nach Köln abgeordnet, wo er nicht nur seine Fähigkeiten als Tonmeister weiter verfeinerte, sondern auch die Produktionsleitung der Electrola in den Studios am Maarweg übernahm.
Ernst Rothes interessante Beiträge zur Musikproduktion und Tonmeisterei können beispielsweise durch die „Bali Agung“-Session hervorgehoben werden, ein besonderes Projekt unter seiner technischen Gesamtleitung in Köln. Die LP „Bali Agung“ entstand in 1976 als ein kulturübergreifendes Musikprojekt, das einen Fernsehfilm einschloss und in einer Deutschlandtournee mit Auftritten wie in „Bio’s Bahnhof“ zelebriert wurde. Eine Tournee brachte das Gamelan-Orchester des Fürsten von Saba mit europäischen Musikern zusammen, begleitet von Aufnahmen mit der Philharmonia Hungarica und dem Orchester des WDR. Als Cheftonmeister prägte Ernst Rohe nicht nur die technische Umsetzung der Audioaufnahmen, sondern sorgte für die kreative Atmosphäre, die innovative Projekte wie dieses ermöglichte. Mit Rainer Oppelland am Pult und Eberhard Schoener als musikalischem Leiter und Produzent, gelang es, eine technisch wie kulturell tiefe Aufnahme zu schaffen. Sein Engagement für musikalische Exzellenz und Innovation machte die EMI-Studios zu einem Zentrum für grenzüberschreitende musikalische Projekte. Rothes Einfluss auf die Tonmeisterbranche und die künstlerische Ausdruckskraft der Musik, die unter seiner Technikleitung produziert wurde, hinterlässt ein nachhaltiges Vermächtnis. Er war eine Art Vorbild eines Studiochefs.
Mit seiner Ehefrau Anna Maria und seinen vier Kindern fand Ernst Rothe in Erftstadt ein Zuhause. „Musik war sein Leben“ – ein Satz, der nicht treffender sein könnte für einen Mann, dessen Existenz so untrennbar mit der Schöpfung und Wiedergabe von Musik verbunden war. Andererseits war Ernst Rothe bekannt für seine nüchterne, zielorientierte Managementweise, die er mit einem „strengen Regiment“ verband. Dabei stellte er nie sich selbst in den Vordergrund, sondern immer die Sache. Seine Gerechtigkeit und seine Fähigkeit, das Wesentliche zu fokussieren, machten ihn zu einem respektierten, wenn auch manchmal herausfordernden Chef. Trotz der Strenge oder vielleicht gerade deswegen war er im besten Sinne ein gerechter Manager.
Sein Eintritt in den VDT am 1. Januar 1969 markiert den Beginn einer langen und fruchtbaren Beziehung, in der er nicht nur als langjähriger Geschäftsführer des Bildungswerkes, Mitglied des Vorstandes, sondern auch als väterlicher Mentor und Freund wirkte.
Ernst Rothe hinterlässt eine Lücke, die schwer zu füllen sein wird. Sein Erbe, geprägt durch die Liebe zur Musik, seine Leistungen in der Tonmeisterei und sein unermüdliches Engagement für Bildung, Förderung und Entwicklung in unserem Feld, wird uns jedoch stets ein Leitstern sein.
In tiefer Trauer und mit großer Dankbarkeit nehmen wir Abschied von Ernst Rothe. Unsere Gedanken sind bei seiner Familie, seinen Freunden und allen, die durch seine Arbeit und sein Wesen berührt wurden. Wir ehren sein Andenken und werden sein Vermächtnis in Ehren bewahren.
Im Namen des Verbandes deutscher Tonmeister
Jürgen Goeres-Petry
Februar 2024